RB60 - Reaktivierung von 4 Stationen gefordert

  19.02.2025

Einige Orte und Kommunen entlang der RB60 fordern eine Überprüfung und ggf. Reaktivierung von Stationen. Kann das gelingen? Wir erläutern pro und Kontra.

Sietzing, Dolgelin, Schönfließ und Booßen

Alle genannten Dörfer werden seit vielen Jahren nicht mehr an der Bahnstrecke zwischen Wriezen und Frankfurt (Oder) bedient. Nun werden wieder Stimmen laut, diese Stationen zu reaktivieren, wenn auch nur als Bedarfshalte. Die Deutsche Bahn nahm den Bahnhof Sietzing im Jahr 1994 wegen zu geringer Nachfrage vom Netz, es folgen die Stationen Dolgelin und Booßen. Zuletzt wurde immerhin noch der Saisonale Ausflugsbahnhof in Schönfließ Dorf von mitte März bis etwa Anfang Mai 2020 bedient. Allerdings hat man dort wegen zu geringer nachfrage das Angebot ab 2021 eingestellt.

Pro und Kontra zu einer möglichen Reaktivierung

Bahnhof Sietzing:
Der Ort gehört zur Gemeinde Letschin und hat nur wenige Hundert Einwohner. Eine Reaktivierung wäre Theoretisch möglich, allerdings müsste ein neuer Bahnsteig gebaut werden, der etwa bis zur 1 Mio. Euro kosten würde. Der halt an der Station kostet Geld auch wenn der Zug dort nur durchfährt.

Pro: 
- Zugang zum SPNV
- Ortschaft ist besser angebunden
Kontra:
- Wahrscheinlich zu geringe Nutzer
- Kein erkennbarer bedarf beim VBB
- Fahrzeit der RB60 verlängert sich

Bahnhof Dolgelin:
Dolgelin liegt etwa 5 Kilometer Südlich der Stadt Seelow, auch hier wünschen sich schon einige Jahre die Bürger eine erneute Anbindung der Bahn, gerade jetzt wo der Takt verdichtet wurde.

Pro: 
- Zugang zum SPNV
- Ortschaft ist besser angebunden
Kontra: 
- Wahrscheinlich zu geringe Nutzer
- Kein erkennbarer bedarf beim VBB
- Fahrzeit der RB60 verlängert sich 

Bahnhof Schönfließ Dorf:
Bis 2020 hat die RB60 noch den Ort alle 2h angefahren, dort machte sie immer von März bis Mai halt, wenn an den Oderhängen die Adonisröschen blühen. Durch zu geringe Nutzer hat 2021 der VBB den halt abbestellt. Nun würde allerdings der Halt wieder an Bedeutung gewinnen, da am Bahnhof ein Gewerbegebiet entstehen könnte. Die Stadtverordneten von Lebus wollen sich für einen halt der RB60 einsetzen.

Pro:
- Bahnsteig bereits vorhanden, kein Neubau nötig
- Keine zusätzliche Fahrzeitverlängerung da der Stopp im Fahrplan einberechnet wäre
Kontra:
- Aktuell kein erkennbarer bedarf beim VBB

Bahnhof Booßen:
Der Bahnhof Booßen liegt an der Stadt Frankfurt (Oder), auch hier wird seit vielen Jahren ein Halt der RB60 gefordert. Zuletzt gab es auch eine Online Petition mit über 1.000 Unterschfriften. Allerdings kämpfte der Ort bisher vergebens um an das Netz zu kommen.

Pro: 
- Zugang zum SPNV
- Ortschaft ist besser angebunden
- Viele neue Nutzer
- 5 min. bis zum Bhf. Frankfurt (Oder), Bus benötigt das 4fache
Kontra: 
- Kein Bahnsteig vorhanden
- Neubau Bahnsteig kostet bis zu 1. Mio. Euro
- Fahrzeit der RB60 verlängert sich

Fazit:

An sich wäre es eine gute Sache die ehemaligen Dörfer wieder an das Schienennetz anzubinden, zumal mehr potenzielle Fahrgäste Zugang zur RB60 hätten. Aber die Investitionskosten sind schon erheblich hoch, da müsste das Land Brandenburg und auch der VBB mitspielen. Auch in die Strecke müsste investiert werden um die RB60 im abschnitt Seelow-Frankfurt (Oder) schneller zu machen. Ein Ausbau von derzeit 100 km/h müsste auf 120 km/h stattfinden um den Anschluss in Frankfurt (Oder) zum RE1 zu sichern und um Zugkreuzungen nicht zu gefährden. Zusätzliche Stopps kosten Zeit, um die rauszufahren müsste die Strecke schneller werden, und das wäre aktuell nur im abschnitt Seelow-Frankfurt machbar, die anderen Streckenabschnitte sind dafür nicht ausgelegt (Unbeschrankte Bahnübergänge etc.). Unbeschrankte Bahnübergänge dürfen nur mit Maximal 80 km/h befahren werden, sobald die Geschwindigkeit zunimmt, muss dieser mit einer Lichtanlage gesichert werden, auch dass kostet wieder mindestens eine halbe Million Euro pro Bahnübergang.

Die Möglichkeit einer Reaktivierung stehen also nicht so gut wie immer gedacht. Höchstens der Bahnhof Schönfließ Dorf bei Lebus hätte die Möglichkeit, denn hier wäre eine Investition kaum nötig und somit wäre es durchaus vertretbar diesen schneller an das Netz anzubinden.